Leiharbeit – Fluch oder Segen?

Viele Einrichtungen im pflegerischen Bereich kämpfen regelrecht mit akutem Personalmangel. Sie kennen das sicherlich auch, die ein oder andere Pflegekraft hat gekündigt und weitere Pflegekräfte sind dauerkrank oder befinden sich im Beschäftigungsverbot. Hier ist guter Rat teuer, denn woher sollen Sie auf die Schnelle Personal finden? Meistens wird hier auf Leiharbeit zurückgegriffen.

Da die Leiharbeitsfirmen den Pflegekräften ein höheres Gehalt anbieten, wechseln vor allem Fachkräfte gerne in diesen Bereich. Sie haben ihre Einsätze in den unterschiedlichsten Einrichtungen und arbeiten meist viele Tage am Stück. Das bietet sicherlich eine kurzfristige Unterstützung, sodass die Pflegekräfte in Ihrer Einrichtung etwas durchatmen können. Aber ist das wirklich so? Einige Kunden berichten, dass sie sowohl gute als auch schlechte Erfahrungen mit Leiharbeitskräften gemacht haben. Es gibt Leiharbeitskräfte, die wirklich auf hohem fachlichem Niveau arbeiten und die man am liebsten gleich fest einstellen möchte. Dann werden von den Zeitarbeitsfirmen Pflegefachkräfte angeboten, die nicht einmal wissen, wie man den Blutzucker bei Ihren zu pflegenden Personen misst und Sie müssen die Arbeit immer wieder kontrollieren, um sicher zu gehen, dass Ihre Bewohner gut versorgt sind. Hinzu kommt, dass die Leiharbeitskräfte sehr hohe Honorare verlangen und so ein Budget steht Einrichtungen in der Pflege kaum zur Verfügung.

Deshalb hat sich unser Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) mit einer Überarbeitung der Gesetzestexte über die Pflegereform beschäftigt. Darin möchte er den wirtschaftlichen Anreizen der Leiharbeit einen Riegel vorschieben. Denn es wird in diesem Gesetzesentwurf vorgeschrieben, dass Pflegeeinrichtungen die Mehrkosten durch den Einsatz von Leiharbeitskräften und die Vermittlungsgebühren für Zeitarbeitsfirmen nicht mehr an die Pflegekasse weiterreichen dürfen. Es gelten die Obergrenzen, der in der Branche üblichen Tariflöhne. Zusätzlich solle ein wirtschaftlicher Anreiz gesetzt werden, um Stammpersonal zu halten und ungleiche Entlohnungsbedingungen zu vermeiden. Weiter heißt es, Leiharbeit bleibe ein Instrument, um kurzfristige Personalausfälle vorübergehend zu regeln. Hier stellt sich die Frage, wenn Leiharbeit für kurzfristige Personalausfälle genutzt werden soll, aber die Refinanzierung abgeschafft wird, wie sollen die Einrichtungen dann die Finanzierung regeln? Die Vermutung liegt nahe, dass Einrichtungen die Belegung runterfahren, um eine Anpassung an die Personalsituation herzustellen. Wenn jedoch die Belegung runtergefahren wird, was passiert mit Pflegebedürftigen, die händeringend nach einem Pflegeplatz suchen?

Es bleibt also abzuwarten, ob diese Regelung wirklich weiterhilft, um die Zeitarbeit in Deutschland einzudämmen und in den Pflegeinrichtungen mehr Stammpersonal zu erhalten.