Sturzprophylaxe in der Pflege: Expertenstandard leicht verständlich erklärt
Liebe Pflegekollegen,
herzlich willkommen zu den DM7-PflegeNews, in denen wir uns dem wichtigen Thema der Sturzprophylaxe in der Pflege widmen.
Als engagierte Pflegekräfte ist es uns allen ein Anliegen, die bestmögliche Betreuung und Sicherheit für Ihrer Klienten zu gewährleisten.
Der Expertenstandard zur Sturzprophylaxe bietet hierbei eine wertvolle Orientierung und praxisnahe Handlungsempfehlungen. Lassen Sie uns gemeinsam einen Blick darauf werfen.
1. Was ist der Expertenstandard zur Sturzprophylaxe?
Der Expertenstandard ist eine Richtlinie, die von Fachexperten entwickelt wurde, um Pflegekräften eine klare Struktur und Leitlinien für die Sturzprophylaxe zu geben. Ziel ist es, das Sturzrisiko Ihrer Klienten zu minimieren und dadurch Verletzungen zu verhindern.
Die Risikoeinschätzung ist der erste Schritt in der Sturzprophylaxe. Hierbei werden verschiedene Faktoren betrachtet, die das Sturzrisiko beeinflussen. Dazu gehören körperliche, geistige und soziale Aspekte. Die erste fachliche Einschätzung des Sturzrisikos erfolgt in der SIS® oder im BI, sofern Sie nach dem BI-gestützten Prozess arbeiten.
Beispiel: „Herr Müller hat einen stark nach vorne gebeugten und kleinschrittigen Gang. Er trägt offene Schlappen und nutzt kein Hilfsmittel.“
3. Individuelle Planung und Umsetzung
Nach der Risikoeinschätzung folgt die individuelle Planung. Hierbei werden Maßnahmen festgelegt, die auf die spezifischen Bedürfnisse und Risikofaktoren des einzelnen Patienten abgestimmt sind. Dabei können sowohl bauliche Anpassungen als auch gezielte Übungen und Maßnahmen zur Stärkung der Mobilität und Koordination zum Einsatz kommen.
Beispiele:
„Darauf achten, dass Herr Müller die festen Schuhe angezogen hat.“
„Beim Begleiten zu den Mahlzeiten zeitgleich Gehübungen am Rollator durchführen. Dabei auf einen korrekten Gang achten.“
„Herr Müller an seinen Rollator erinnern. Er steht nach den Mahlzeiten oft auf und geht ohne Rollator in sein Zimmer.“
„Herr Müller Montags und Mittwochs vor 10:00 Uhr daran erinnern, zum Angebot der sozialen Betreuung, Bewegungsübungen und Sturzprophylaxe zu gehen.“
4. Bewegungsübungen im Alltag integrieren
Setzen Sie im Alltag mit Ihrem Klienten gezielt verschiedene Bewegungsübungen durch.
Beispiele:
Für einen festen Stand
Stehen Sie kurz auf einem Bein und wechseln auf das andere Bein
Wippen Sie von der Ferse zum Ballen immer im Wechsel
Gehen
Gehen Sie auf einer Linie, indem Sie einen Fuß vor den anderen setzen
Eine Steigerung dieser Übung ist, während des Gehens Matheübungen zu lösen oder ein Lied zu singen. Durch Multitasking erhalten Sie mehr Sicherheit im Gehen
Aufstehen und Hinsetzen
Setzen Sie sich zu jeder Mahlzeit drei Mal hin und stehen wieder auf. Nach einer Weile werden Sie feststellen, dass die Muskeln gestärkt sind und Sie Sicherheit beim Aufstehen erhalten.
Sitzgymnastik
Im Sitzen die Beine nach vorne strecken und wieder beugen
Im Sitzen die Beine nach vorne strecken und auf und ab bewegen
Im Sitzen marschieren und die Arme bewegen
Im Sitzen die Arme mit einem Tuch schwingen
Plaudertisch
Effektive Übungen, die sogar Spaß machen
Mehrere Prophylaxen werden am Plaudertisch durchgeführt
Die Zusammenarbeit im Pflegeteam spielt eine entscheidende Rolle. Ein regelmäßiger Austausch über den aktuellen Stand der Sturzprophylaxe und mögliche Anpassungen der Maßnahmen ist essenziell. Zudem sollten Pflegekräfte kontinuierlich geschult werden, um auf dem neuesten Stand bezüglich effektiver Sturzprophylaxe und der angemessenen Dokumentation zu sein.
Die kontinuierliche Überwachung der getroffenen Maßnahmen ist unerlässlich. Durch regelmäßige Evaluationen können Pflegekräfte herausfinden, welche Maßnahmen erfolgreich sind und wo möglicherweise Anpassungen notwendig sind. Die Rückmeldung der zu pflegenden Person ist dabei ebenfalls von großer Bedeutung.
Insgesamt bietet der Expertenstandard zur Sturzprophylaxe eine wertvolle Grundlage, um die Sicherheit unserer Patienten zu gewährleisten. Durch eine klare Risikoeinschätzung, individuelle Pflegeplanung, Kommunikation im Team und kontinuierliche Evaluation können wir gemeinsam dazu beitragen, Stürze zu verhindern und die Lebensqualität Ihrer Klienten zu verbessern.
Vielen Dank für Ihr Engagement und Ihre fortlaufende Bereitschaft zur Weiterbildung!